Mittwoch, 22. August 2012

Bock auf Blog? Oder Wie alles begann ...


„Hast Du nicht Lust, mal etwas für unseren Blog zu schreiben?“

Die Frage erreicht mich völlig unerwartet und überraschend. Was? Wie? Wo? Wer? I.C.H.??? Einen Blog schreiben? Och nööö ...

Die neuzeitlichen Zumutungen des Internetuniversums gehen bewusst an mir vorbei. Facebook? Muss nicht sein, ich spreche noch persönlich mit meinen Freunden und Bekannten. Twitter? Sämtliches Zwitschern überlasse ich den gefiederten Freunden in meinem Garten, und Xing klingt für mich eher nach einer chinesischen Gemüsesuppe als nach einem Internet-Netzwerk. Und jetzt soll ausgerechnet ICH einen Blog schreiben? Selbst wenn ich wollte, wüsste ich gar nicht, wie man so was anstellt.

Laut Wikipedia ist ein Blog ein auf einer Website geführtes und damit – meist öffentlich – einsehbares Tagebuch oder Journal in dem mindestens eine Person, Aufzeichnungen führt, Sachverhalte protokolliert oder Gedanken niederschreibt ... blablabla und so weiter und so fort ... Der Blog bildet ein für Autor und Leser einfach zu handhabendes Medium zur Darstellung von Aspekten des eigenen Lebens und von Meinungen zu spezifischen Themen.

Meinungen zu spezifischen Themen?! So, so. Ja, nun, wie soll ich es mal sagen? Das Thema  eines/meines möglichen Blogs wäre schon interessant, um nicht zu sagen extrem interessant,  eigentlich unwiderstehlich interessant! Ein 1 Meter 88 großes Thema mit einem Traumlächeln, einem Traumbody, einem Traumaugenaufschlag, Traumtattoos, Traumwimpern, einem Traumcharakter, einer Traumfreundin und überhaupt ... ein Gesamttraum eben!

Man ahnt es natürlich, wenn man sich auf dieser Website hier befindet: Das Traumthema ist Alex O’Loughlin, australischer Schauspieler und Objekt der Begierde zahlreicher Damen in aller Welt! Mich eingeschlossen ... seufz! Mist, ich muss mich echt etwas zurücknehmen! Fange jetzt schon wieder an zu sabbern. Ich möchte das nicht, aber ...

Wie bin ich hier eigentlich hin geraten?! Wie konnte das nur passieren?! Dabei fing alles so harmlos an!

Oktober 2010: Deutschland befindet sich noch immer im Vampirfieber! Edward und Jacob beißen sich in Twilight samt Bella durch die Bücher- und Kinowelt und lassen pubertierende Teenager weltweit in Hysterie verfallen. Gott sei Dank bin ich aus dem Alter raus, irgendwelche Robert Pattinsons dieser Welt anschmachten zu müssen.

Trotzdem geht der Vampir-Hype auch an mir nicht ganz vorbei. Im Fernsehen startet eine neue Serie, die mit guten Kritiken versehen, kurzfristig mein Interesse weckt. Vampire Diaries! Auch eher was für Mädels, die maximal ein Drittel so alt wie ich bin, aber was soll’s. Da das gesamte Fernsehprogramm mich ansonsten mit Langeweile betäubt, und ich weder Fan von Florian Silbereisen noch vom Tatort und Rosamunde Pilcher bin, nehme ich besagte Sendung auf und programmiere auch noch eine zweite neue Serie, die direkt im Anschluss an Vampire Diaries ebenfalls startet: Moonlight, in der Programmzeitschrift angekündigt als „romantische Vampir-Serie“, was auch immer das sein mag!

Nun ja, die Receiver-Festplatte ist groß und kaum gefüllt, und wenn das Aufgenommene sich als Schrott entpuppt, ist es mit einem Knopfdruck gelöscht und alles ist, wie es war.

Tage später überlege ich an einem trüben Oktoberabend, mir die Vampire zu Gemüte zu führen und schmeiße mich aufs Sofa vor den Fernseher. Vampire Diaries ist o. k., haut mich nicht um, aber erträglich. Zwei Vampirbrüder, die aber wohl auch eher ein sehr jugendliches Publikum ansprechen und nicht in der Lage sind, meine aufkommende Müdigkeit zu stoppen. Dann fängt Moonlight an. Spontan auch nicht das absolute Aha-Erlebnis für mich, aber immerhin so interessant, dass ich die Serie auch in den Folgewochen nichtsahnend programmiere und mir an dunklen Herbstabenden rein ziehe, weil ich dann doch wissen will, wie’s weiter geht, irgendwie so. Ich möchte das nicht, aber ...

In dem Maße, in dem mich Vampire Diaries immer mehr langweilt, finde ich Moonlight mit jeder Folge besser. Ist mal was Anderes, dieser adrette Vampir-Privatdetektiv Mick St. John, der mit seinem blutrünstigen Monsterdasein hadert, und die toughe Reporterin Beth Turner, die ihn noch mehr um den Verstand bringt.

Das hat was, beide Hauptdarsteller – und ich betone noch einmal – BEIDE Hauptdarsteller kommen extrem sympathisch und glaubwürdig rüber, soweit die Darstellung eines Vampirs glaubwürdig sein kann, und die Handlung ist spannend, teilweise emotional und natürlich auch romantisch. Man ahnt, ach nein, eigentlich weiß man als Zuschauer, da geht noch was zwischen Mick und Beth. Und Mick hat so tolle Haare und diesen treuherzigen Dackel-Schmuseblick und ab und zu zieht er die Augenbrauen so niedlich hoch, also, das ist mir aufgefallen ... ganz beiläufig nur mal eben so erwähnt. Ich möchte das nicht, aber ....

Ein weiterer dunkler Herbstabend, alle aufgezeichneten Moonlight-Folgen sind schon geguckt, das restliche Fernsehprogramm ist zum Abwinken, ich entscheide mich für einen überraschenden Internetbesuch. Meine üblichen Seiten sind rasch durchgeklickt, nix Neues bei eBay, amazon und Bild.de und was mach’ ich jetzt!? Was interessiert mich noch?
Ich könnte ja mal „Moonlight“ googeln, ob es da überhaupt was gibt?


O.k., es gibt da was! Ungefähr 116.000.000 Sucherergebnisse!! Das werde ich wohl heute Abend nicht mehr schaffen ... ha ha ha!! Minimieren nur auf Bildersuche und enter ... 69.900.000 Suchergebnisse ... immer noch geringfügig unüberschaubar! Also „Moonlight TV series“ und ....3.460.000 Suchergebnisse. Da wird man ja kirre im Hirn! Vielleicht sollte ich lieber nach dem Hauptdarsteller suchen, wenn ich denn nun wüsste wie der Typ im richtigen Leben heißt? Steht doch immer im Vorspann, hätte man ja mal drauf achten können! Aber Internetsuchmaschinen sind ja schließlich genau dafür da, um das raus zu bekommen, nämlich wie der Mann heißt.

Alex O’Loughlin steht da. Hhhhm, gab’s keinen einfacheren Namen, einen, den ich eventuell auch richtig aussprechen könnte? Alex ... Roberts, Davidson, Foster oder wie auch immer ...?! Na ja, warum soll ich meine Hirnzellen damit belasten, wen interessiert eigentlich dieser Alex O’Schnickschnack oder wie auch immer, der heißt .... Aber schöne Bilder gibt’s von ihm! Wooow, hier auf diesem, da hat er genau diesen Bambi-Schmuseblick, und da zieht er beim Lächeln den einen Mundwinkel so nach oben, was einfach nur HACH ist, so süß. und diese extrem langen und geschwungenen Wimpern, und auf dem nächsten läuft er mit nacktem Oberkörper am Strand entlang, und dann gibt’s da noch eines, da hat er die Haare schöööööön ....! Ich glaub’, ich muss mal ein paar dieser Bildchen auf Festplatte speichern, einfach nur so. Sinnlos. Grundlos. Ich möchte das nicht, aber ...

Bevor ich mich kurz nach Mitternacht entschließe meinem neuen Hobby und meinem Laptop den Saft abzudrehen und mich zur Nachtruhe zu begeben, muss ich noch zwingend eine Kleinigkeit machen. Nur kurz zur Kontrolle, ob ich auch alles beim Abspeichern richtig gemacht habe. Ich starte alle gespeicherten Fotos von Alex O’Schnickschnack noch einmal als Diashow (langsame Version, versteht sich!). Als mein persönliches Betthupferl sozusagen. O.M.G.! Diese geballte Menge dieses Herrn als Hochglanzfotos in maximaler Bildschirmgröße ist gar nicht gut für mein Seelenheil und meinen Hormonhaushalt! Ich möchte das nicht, aber. ...

Jeder Leser hat spätestens jetzt erkannt, was mir zu diesem Zeitpunkt noch lange nicht bewusst ist. Es ist passiert, unwiderruflich, unabwendbar! Die Alexifizierung hat begonnen!

An den kommenden Abenden, die ich rein zufällig im Internet verbringe, lerne ich, dass der O’Loughlinsche Name O-Lacklin ausgesprochen wird. Lack, lack, lack ... gefällt mir nicht, will ich nicht, find’ ich doof. Ein weiches O’Lovelin mit geschnurrtem LOVE in der Mitte, das würde mir gefallen, das könnte ich mir auch merken. Aber so ....!? Dies ist der Augenblick, in dem ich mich entscheide, Herrn O-Loughlin in meinen engen Bekannten- und Freundeskreis aufzunehmen und fortan der Einfachheit halber nur noch und ausschließlich mit Vornamen anzusprechen. Hi Alex, willkommen in meiner Welt! Die Alexifizierung schreitet unaufhaltsam voran. Ich möchte das nicht, aber ....

Was harmlos beginnt mit dem Abspeichern einzelner in meinen Augen extrem gelungener Alex-Fotos auf Festplatte, die ich mit 1, 2, 3 usw. durchnummeriere, wird langsam zu einem Kraftakt. Irgendwie lässt mich das Gefühl nicht los, dass ich inzwischen jedes Bild von Alex lohnenswert zum Abspeichern finde. Der Mann sieht einfach auf jedem Foto bemerkenswert gut aus, um nicht zu sagen atemberaubend gut. Das kann doch nicht sein! Ich möchte das nicht, aber ...

In den Folgewochen ertappe ich mich, dass ich diverse Fotos doppelt abspeichere, in der Flut des dargebotenen Sabbermaterials verliere ich langsam, aber sicher den Überblick. Mein Ordnungssinn leidet und ich leide mit. Ein organisiertes Alex-Speichersystem muss her mit einzelnen Unterdateien, sortiert nach Moonlight-Bildern, Interviewfotos, professionellen Fotoshootings, Privatfotos usw. .... ach, und dann gibt es da ja auch noch diese animierten gif-Bildchen! In denen Alex wie ein kleines aufgedrehtes Männchen beweglich durchs Bild hüpft. Ganz nach Lust und Laune kann man ihn in Dauerschleife beim Schmuseblicken mit treuherzigem Augenaufschlag laufen lassen, beim einseitigen Mundwinkelhochzieh-Lächeln, beim T-Shirt-Ausziehen ... immer und immer wieder ... bis die Hornhaut sich löst oder man wegen Überhitzung vor dem Laptop zusammenbricht. Der Blusenärmel als Sabber-Weg-Wisch-Instrument reicht schon lange nicht mehr und fällt wegen Übernässung aus. Wo bitte ist die nächste Küchenrolle???!! Ich möchte das nicht, aber ....

Alexifizierung im fortgeschrittenen Stadium nennt man so etwas! Was schleichend über den Sehnerv begonnen hat beim Betrachten von Moonlight und einzelner Internetfotos von Herrn O, setzt sich immer weiter fort über Kleinhirn und Großhirn, befällt dann in rascher Abfolge sämtliche Organe und das Herz (ganz besonders intensiv das HERZ!) und verbreitet sich von dort über den Blutkreislauf im gesamten Körper!! Da hilft es auch nicht, meinen Arzt oder Apotheker um Rat zu fragen. Zu spät! A.L.L.E.S. zu spät! Unheilbar! Ich möchte das nicht, aber ...

Fünf Monate später! Wir schreiben März 2011. Die erste und einzige Moonlight-Staffel ist untröstlicher Weise schon lange durch, im Fernsehen beginnt die Ausstrahlung der ersten Staffel der neuen Serie Hawaii 5-0 mit Alex in der Hauptrolle. Und damit werde ich jetzt endgültig süchtig nach Alex, abhängig von Alex und fast lebensunfähig ohne Alex. Ich möchte das nicht, aber ...

Alex dieses Mal nicht als anbetungswürdiger Vampir-Schnüffler, sondern als harter Navy-Super-Seal im Einsatz, um die Menschheit zu retten. Auch äußerlich verändert, durchtrainiert bis zum Abwinken, Sixpack vom Feinsten, kurzer Haarschnitt und als Gesamtkunstwerk irgendwie ganz anders als Mick St. John. Einen winzigen Augenblick zögere ich, ob der Platz von Mick in meinem überquellenden Fanherzchen von Steven J. McGarrett tatsächlich eingenommen werden kann. Und dann lächelt dieser Lt. Commander von der Mattscheibe. Einfach so, Sein strahlendstes Commanderlächeln, das mit einem einseitigen Mundwinkel-Hochzieher beginnt, sich wie die Morgensonne an einem lauen Frühlingsmorgen fortsetzt und dann vergleichbar mit dem zarten Hauch eines Schmetterlingsflügels auf mich trifft, mir den Boden unter den Füssen weg reißt, mich auf einer rosaroten Herzchenwolke vor dem Fernsehgerät hin- und herschweben ... und mich dann blitzschnell nach der nächstgelegenen Küchenrolle greifen lässt!

Commander McGarrett, verhaften Sie mich, verhören Sie mich, schlagen Sie mich, sagen Sie Tiernamen zu mir .... Ach, was weiß ich denn!? Verfallen bin ich diesem Kerl, egal in welcher Rolle! Eine Süchtige. Ein Alex-Junkie. Ich möchte das nicht, aber ...

Und noch ein neuer Dateiordner auf meinem Laptop. Langsam fühle ich mich überfordert. Wie soll das irgendwann enden?! Hawaii Five-0 geht zwischenzeitlich in die 3. Runde! Irgendwann, wenn auch noch in ferner Zukunft ist meine Computer-Festplatte voll, wird überlaufen, explodieren. BAMPF! Ich werde verzweifeln, zugrunde gehen, dahin vegetieren und letztendlich sterben, sollte ich irgendein winziges Foto oder eine Info von Alex verpassen ... Ich möchte das nicht, aber ...

Dann ein extremer Schockmoment in meinem Fan-Dasein! Was passiert, wenn wegen akuter Überlastung die Laptop-Festplatte abschmiert und crasht? Oder ich bin nicht zu Hause und ein Einbrecher packt das Teil einfach ein und verschwindet damit auf Nimmerwiedersehen? Mein Dateien! Meine Alex-Fotos! Mein Leben! Die Panikattacke hält an, verwirbelt mein Hirn und lässt mich schaudern ... Ich möchte das nicht, aber ....

Die Lösung: ein Mega-Turbo-Maximal-Gigabyte-USB-Stick, ein SUPER-Seal-Safety Stick, oder auch kurz Triple S Stick genannt, muss her, um meinen Schatz zu retten! S.O.F.O.R.T.! Zack zack!! Nach zwei langen Tagen Lieferdauer-Wartezeit, trifft der Triple S endlich bei mir ein und wird umgehend mit Sicherungskopien meiner sämtlichen Alex-Dateien bestückt. Die Rettungsaktion kann zügig und erfolgreich abgeschlossen werden, und es kehrt wieder etwas Ruhe ein in mein Gefühlsleben. Mehrere neue Falten unter meinen Augen zeugen von der Aufregung und Anspannung der letzten Tage. Ich möchte das nicht, aber ...

So, jetzt hab’ ich mich endgültig und öffentlich geoutet. Ihr wisst jetzt, wie es um mich steht. Alexifiziert vom kleinen Zeh bis zur letzten Haarspitze. Hilfe? Zwecklos, Sinnlos. Wen bitte sollte ich auch danach fragen? Außenstehende und Nicht-Alex-Erleuchtete würden mich irgendwo einweisen lassen und mit Medikamenten ruhig stellen wollen. Ebenfalls Alexfizierte wiederum würden resigniert den Kopf schütteln, mich verständnisvoll und um Trost bemüht in den Arm nehmen und mir jede Chance auf mögliche Heilung als unmöglich und noch nie vorgekommen ausreden. Ich werde mich wohl oder übel meinem Schicksal ergeben müssen. Ich möchte das nicht, aber ...

Tja, so oder ähnlich wurde ich alexifiziert. Und jetzt fragt man mich doch tatsächlich, ob ich mit diesem ganzen wirren Zeug in meinem durchgeknallten Hirn, einen Blog schreiben will? Och nööö ....

arni1702

3 Kommentare:

  1. Wie gut, dass mir ein "Och nöööööö" völlig wurscht ist!!! Und vor allem ein "Ich möchte das nicht..." ...aber, wer so witzig und WAHR schreiben kann, muss das einfach tun! Ein Triple S(pitze) von meiner Seite!!! Applaus!

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  2. Jaja, die listige leiCa, die so quengelig war, dass ich nicht widerstehen konnte ...!!

    Ich möchte das nicht, aber ... ich würd's wieder tun!!!

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  3. arni, beide Daumen hoch, die restlichen Finger brauche ich grad um mir die Lachtränen wegzuwischen, grandios geschrieben und wunderbar wahr. Deine Gefühlswelt kann man soooo gut nachvollziehen (ich hab mir meine Alex Bilder ebenfalls auf einen Stick gezogen, ich geh mal und mal da jetzt drei "S" drauf :-) )

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